19. November 2015

Wenn der Beat nicht in die Box kommt

Moin!

 
Sorry für meine lange Abstinenz, allerdings hatten wir hier eine Woche kein WLan und ich konnte daher nichts posten ...
Dafür gibt es heute mal eine etwas andere Art von Blogeintrag, die euch hoffentlich gefällt und euch zum schmunzeln bringt.
Wie ihr wisst, will ich euch hier bei meinem Au Pair Jahr mitnehmen - aber das ist nicht alles. Ich würde euch gerne verschiedene Leute vorstellen und unterschiedliche Facetten von London zeigen. Heute soll es ein wenig um das Thema Dating gehen und da habe ich eine Bekannte um Rat gefragt. Also:
Ich habe da vor kurzem ein Mädchen kennengelernt.. Klingt wie der Beginn einer romantischen Love-Story, aber da muss ich euch leider enttäuschen. Mit Romantik hat dieser Artikel nicht sonderlich viel am Hut - dafür aber mit der Realität, wie sie so schön sagt.
Ich habe Mrs. Erika Mustermann (benennen wir sie mal nach einer deutschen Ikone) in einem Club getroffen und wir haben uns eine ganze Weile unterhalten. Dabei kamen so einige amüsante Geschichten ans Licht und ich habe sie gebeten, mir diese doch mal schriftlich zu geben. Ich wünsche euch jetzt viel Spaß bei diesem - etwas anderen - Blogeintrag!
 


Männer sind eine Welt für sich...

Meine Gedanken zu diesem Thema sind im Moment in eindeutige Phasen eigeteilt:
  1. Ich brauche Nichts und Niemanden!
  2. Totales Verlangen nach körperlicher Nähe
  3. Wut, Trauer und totaler Frust..

Aber erstmal zu meiner derzeitigen Situation: in der Heimat gibt es diesen besonderen Jemand. Allerdings ist es auf die momentanen Entfernung unmöglich, das ganze wie gehabt weiter zu führen. Es war wunderschön, aber ich hatte schon immer das Gefühl, dass es da noch mehr gibt. Dem war auch so. Als ich vor einem Jahr hier in London ankam, erfuhr ich etwas völlig neues, was mir vorher in Deutschland nicht so begegnet ist: Bestätigung vom anderen Geschlecht! Das kann einen eindeutig abhängig machen. Allerdings hat mich innerlich etwas ganz arg davon abgehalten, etwas "einfach mal so und nur zum Spaß" anzufangen. Die Lösung war dann: Freunde mit gewissen Vorzügen. Meine generelle Grundhaltung gegenüber Frischfleisch ist im Prinzip immer die selbe: von extremer Skepsis und Kritik, weiter zu Akzeptanz und später eventuell eine gewisse Gefühlsentwicklung.
Bei Mr. Zwischenlösung hat dieser Prozess bei der Akzeptanz gestoppt, weswegen dieser Abschnitt auch schnell wieder vorbei war. Das ganze Gefühlschaos hat sich dann irgendwann in Frustration umgewandelt, da man eigentlich genau weiß was man will, es aber nicht haben kann. Ich ging davon aus, dass das "Entledigen" der Zwischenlösung meine Probleme löst aber das war erst der Anfang..
Der Spaß ging weiter mit Dating-Marathons (Im Durchschnitt waren es drei pro Woche). Besonders im Kopf geblieben ist mir ein Ende 20-jähriger halb Marokkaner, mit dem ich wirklich gute Gespräche führen konnte! Die anderen Dates bestanden allerdings eher aus Langeweile, ganz viel Kaffee und besonders dem graziösen wegtauchen, als es zum Abschiedskuss kam (auch Kobra genannt).
Was schließen wir daraus? --> Komplett gestört in Bezug auf Konflikte und das mit 23.. Sehr erwachsen!

Schließlich stellte sich heraus, dass Mr. 1.000 & eine Nacht aus Marokko doch nur an der "einen Nacht" interessiert war und das per WhatsApp auch sehr eingehend verdeutlicht hat - stilvoll!
Daraufhin folgte eine eindeutige Zurückweisung meinerseits und sofortige Funkstille. Allerdings Simsalabim: eine Entschuldigung - ebenfalls per WhatsApp. Er war wirklich ein netter Kerl und bisher auch am interessantesten, wobei das erstaunlichste war, dass er völlig verschüchtert wirkte und ich meine, wo gibt es schon noch sowas? Ich habe vorher noch nie jemanden verschüchtert - es war eher umgekehrt!

Ich warte wohl immer noch auf den Tag, an dem mein Charlie vorbei kommt und mich mit in seine Schokoladenfabrik nimmt - oder wenigstens mal einer sagt: "Ich geb' dir einen Kakao aus und wir gehen im Park spazieren." Warum kommt da keiner drauf? Kakao ist geil (zur Not kann man auch noch Rum rein machen um den Kitsch zu ertragen), optimaler Weise im Winter, weil da der Kuschelfaktor auf 10.000 liegt und vor allem gibt man nicht viel aus. Und die Frauen, die so etwas für zu wenig halten, sind definitiv von der Wickelkommode gefallen! Man beeindruckt doch viel eher durch eine gewisse Rate an Kreativität, als durch ein Gehabe wie die Minions beim Größenvergleich.

Ein Ereignis, welches meine romantische Zukunftsvorstellung völlig zerstört hat, möchte ich nochmal kurz erläutern:
Vor etwa einem Monat war ich mit meinen Freunden feiern und wurde von einem Kandidaten, den ich schon vorher kennengelernt hatte, angeschrieben und gefragt, ob ich auch zufällig im Zentrum sei. Ich bejahte und er kam vorbei um uns Hallo zu sagen. Schließlich gingen wir noch alle zusammen essen, wonach sich meine Freunde verabschiedeten. Er und ich nahmen zusammen ein Taxi, da wir im selben Ort wohnen - und genau in diesem Taxi ging das Desaster los.. Stellt euch vor, ihr wollt einfach nur in Frieden nach Hause fahren und werdet stattdessen ständig in eine unbequeme Position quer über die Rückbank gezogen. Nebenbei wird euch noch der Kopf massiert, da eure Stirn ja "verspannt aussieht". Er hat sich als ein eindeutiger Schamane heraus gestellt. Irgendetwas hat mich an der ganzen Sache allerdings so fasziniert, dass ich zugestimmt habe, als die typische Frage nach dem Absacker kam. Dieser hat sich schließlich als chinesischer Heilertee herausgestellt und meine Selbstdisziplin eindeutig auf die Probe gestellt. Könnt ihr euch vorstellen, wie anstrengend es ist, wenn man nicht lachen darf, obwohl es für einen die komischste Situation überhaupt ist?
Nach dem Tässchen Tee sind wir noch kurz in seinen Garten gegangen, wo ich die fließende Energie der Bäume durch ihre Wurzeln spüren sollte. Das einzige, was ich in diesem Moment spürte, war eine innerliche Explosion vor Lachen. An und für sich ist dieses ganze Thema unfassbar spannend und faszinierend, aber die Situation war so absurd und vor allem unfassbar komisch!
Es folgten spirituelle Tänze (..die auch nur ihn in Trance versetzten) und eine Demonstration einer Yoga-Übung, die aus einem Kopfstand bestand. Das absolute Highlight war schließlich der Moment, in dem er mich geküsst hat und aus irgendeinem Grund begonnen hat, zu beatboxen. Kann mir bitte jemand diese Welt erklären? Jedenfalls war es ab diesem Moment vorbei mit meiner Selbstbeherrschung und ich habe Tränen gelacht. Sein Versuch, mich mit einem tiefen "ooooooooooom" wieder zu beruhigen, endete damit, dass ich meine Sachen genommen habe und mich vom Acker machte. Zusammenfassend hätte ich mehr Befriedigung durch einen Schokopudding erfahren.
Mit ihm werde ich allerdings nie eine Friedenspfeife rauchen - das steht fest! Die folgende Nachricht, in der er sich für sein Verhalten mit der Ausrede "ich vertrage halt kein Gluten"  (war in unserem Essen enthalten) entschuldigt hat, setzte dem ganzen nochmal ein Sahnehäubchen auf.
Die Moral, die ich aus dieser Geschichte gezogen habe, ist eindeutig: Nicht jeder Beatboxer bringt den Beat in die Box!

Manchmal frage ich mich auch, warum ich mich immer wieder auf die Dates einlasse, aber es ist schließlich auch die Zeit der Erfahrungen. Zwar ist auch eine gewisse Zukunftsangst dabei, aber das ganze Spiel macht auch Spaß! Ich kann mich neu erfinden und meine Wirkung auf Andere erproben und beobachten. Man lernt wirklich fürs Leben! "Haben oder nicht haben" - das zählt nicht nur fürs Geld, sondern trifft auch auf Erfahrung(en) zu.
Aber am Ende möchte ich einfach mit meinem persönlichen Mr. Perfect auf dem Sofa liegen, Eis essen, Filme gucken und gemeinsam fett werden - alt wird man ja eh.

So, ich hoffe euch hat diese andere Art von Blogeintrag gefallen. Und wer weiß, vielleicht gibt es bald ja wieder eine Geschichte von Mrs. Erika Mustermann?
Bis (hoffentlich) ganz bald!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen