25. Januar 2016

The American Dream

 Welcome back!


Heute wird es wieder einmal über Klischees, Vorurteile und Stereotypen gehen. Allerdings werde dieses Mal nicht ich meine Meinung/ Beobachtungen mit euch teilen, sondern Lisa. Wer das ist? Eine Schulfreundin, die nun schon seit 5 Monaten als Au Pair in Amerika arbeitet. Demnach wird sie uns (ja, mich eingeschlossen, denn ich muss zugeben, dass auch ich einige Vorurteile habe) berichten, was davon überhaupt stimmt und was wir lieber ganz schnell vergessen sollten.
(kleinere Proclaimer: Die Klischees sind mit Absicht so provokant formuliert und sollen niemanden angreifen! Außerdem solltet ihr es euch eventuell mit einer Tasse Tee gemütlich machen, da dieser Post relativ lang ist. Enjoy!)


Das Aussehen:

Wenn man uns als Deutsche fragt, wie der typische Amerikaner/ die typische Amerikanerin aussieht, wird die Antwort wohl wahrscheinlich so aussehen:

Amerikaner kennen nur die Extreme - so sind sie entweder übergewichtig oder total schlank/ sportlich. Außerdem haben sie unnatürlich strahlend weiße Zähne.

Antwort:

Für ein paar Stücke Kiwi, Melone, Mango, Ananas und Papaya
 läppische $21!
Das Vorurteil mit “viele Amerikaner sind dick” kommt nicht von irgendwo. Hier sind echt viele dick - es sind aber auch verdammt viele super schlank und süchtig nach Sport und dem ganzen Zeug und so sieht man den Unterschied einfach super stark! Aber es gibt auch die “normalen” Menschen mit na normalen Figur. Es ist aber auch einfach so, dass das Essen hier praktisch aus Prinzip viel fettiger ist und viel viel kalorienreicher als vielleicht das europäische Essen. Und Fastfood ist im Vergleich zu gesundem Essen einfach viel günstiger! Gesundes Essen ist hier einfach unnormal teuer
und für manche Menschen kaum erschwinglich. Denn wenn ich die Wahl zwischen 200g Nüssen habe, und dafür (ungelogen) 5-10$ bezahle, oder 500g Chips für vllt 3$, dann würde ich wahrscheinlich die Chips wählen, weil ich einfach mehr Ware für weniger Geld bekomme.

Aber das Vorurteil mit den strahlend weißen Zähnen kann ich nicht bestätigen, hab ich, bis auf bei den Stars, nämlich noch nicht im normalen Leben feststellen können.



Der Charakter:

Okay, wo wir das oberflächliche geklärt haben, können wir ja auch mal ein wenig tiefer gehen und über Charaktereigenschaften reden, die ja "ach so american" sind.

"Hi, how are you? OMG you're so beautiful and you're dress is just aweeeeesome. We have to meet for a coffee or something. It was so nice to meet you!" .
So könnte wohl eine normale Konversation aussehen - "Wie nett!" denken jetzt vielleicht einige. Andere beschreiben die Amis jedoch als überfreundlich und oberflächlich, auch das Wort "falsch" ist schon gefallen.
Der Stereotyp sieht jedoch auch noch anderes vor - unglaublich patriotisch, narzisstisch, verschwenderisch, beschränkt und stark religiös.

Antwort:
Die oben genannte Unterhaltung könnte wirklich so aussehen, so sind die Amis nämlich nun mal. Meine ersten Besuche im Supermarkt oder anderen Geschäften  waren super komisch, da man immer gefragt wird wie es einem geht oder wie der Tag bis jetzt war. Amerikaner kommen überfreundlich rüber und ich kann mir vorstellen, dass die meisten das als oberflächlich oder gar falsch aufnehmen. Ich glaube das ist aber eine typisch amerikanische Angewohnheit, wie wir aus Reflex “Gesundheit!” sagen, wenn wir jemanden niesen hören. Man sagt es einfach aus Angewohnheit, obwohl man es vielleicht einfach nicht mal so meint und dem Nieser nichtmal Gesundheit wünscht. Trotzdem ist es manchmal auch ein bisschen nervig, um ehrlich zu sein. Denn die Leute sind eigentlich gar nicht an einer ehrlichen Antwort interessiert und so sagt man dann auch einfach “ es geht mir gut” obwohl man vielleicht einfach den schlimmsten Tag ever hat!
Patriotisch? Ja zu 100%! Egal wohin man guckt, überall sieht man Fahnen. Fahnen an den Häusern, Fahnen vor Schulen, Supermärkten...überall. Vor jedem Football Spiel, auch bei Spielen von 5 jährigen, wird die Nationalhymne gesungen, wobei alle sich mit der Hand auf der Herzseite der amerikanischen Flagge zuwenden und voller Stolz die amerikanische Hymne singen. Die Amerikaner sind verdammt stolz auf ihr Land.
Amerikaner sind meiner Meinung nach viel viel verschwenderischer als die Deutschen - oder zumindest verschwenderischer als meine Familie in Deutschland. Das Kind isst nur die Hälfte des Dinners? Es wird weggeworfen! Zuhause hätte es jemand Anderes für uns zu Ende gegessen oder es kam in den Kühlschrank, damit man es später aufessen kann. Aber ich kann mich nicht dran erinnern, dass wir jemals Essen weggeworfen haben, nur weil ich satt war und nichts mehr essen konnte. Klar wird hier nicht alles weggeworfen, aber so manches!
Da hier in Amerika aber auch so ziemlich alles in XXL erhältlich ist, muss auch automatisch immer was übrig bleiben, wobei sich das dann auch echt lange hält! Während in Deutschland ein großer Pott Joghurt schon nach einer Woche ungefähr schlecht wird, kann man den amerikanischen einfach für 3 Wochen stehen lassen und ihn danach immer noch essen! (Ich habs ausprobiert und nach 3 Wochen war der echt immer noch essbar, obwohl er geöffnet war!).


Allgemeines:

Fangen wir doch mal ganz am Anfang an und rechnen zuerst mit den amerikanischen Kindern ab. Diese kriegen natürlich alles in ihr Popöchen geschoben und sind demnach total verwöhnt. Das Leben bleibt jedoch auch noch beschwerlich, wenn sie in die Schule kommen, denn bekanntlich sind Klausuren oft ein Kinderspiel. Multiple Choice all the way meine Lieben! Natürlich gibt es dann auf der Highschool auch die ganzen verschiedenen Grüppchen und die Footballer sind selbstverständlich mit den Cheerleadern zusammen. Auch wenn diese eigentlich erst mit 21 trinken dürften, feiern sie immer die fettesten Housepatys à la Project X.
Der American Dream, von dem selbst in den deutschen Schulen geredet wird, gilt es zu verwirklichen - "From rags to riches." oder wie wir es kennen, "Vom Tellerwäscher zum Millionär.". Die Hollywood Stars, welche man en masse auf den Straßen sieht, sind die Vorbilder.
In Amerika haben die meisten ihr "eigenes" Haus - zwar auf Pump gekauft, aber wen juckts? - und auch die fette Karre darf in der Einfahrt nicht fehlen. So ist nicht nur ein Auto essentiell (da man zu Fuß vieles nicht erreichen kann und es teilweise nicht mal Bürgersteige gibt) sondern auch eine Knarre, um seine Besitztümer zu verteidigen.
Wenn man dann mal hungrig ist und gerade mal keine Lust auf Burger oder anderes Fastfood hat, geht's ab in den Supermarkt - dort finden man alles was das Herz begehrt und dann sogar noch in XXL! Ähnlich siehts in den riesen Shopping Malls aus: alles im Überfluss, Sale vohin man schaut - denn shoppen kann man ja bekanntlich am besten in Amerika, oder Lisa?

Antwort:

Zu den Kindern die ich hier in den Staaten kennengelernt habe und die ich aus Deutschland kenne, lassen sich echt Unterschiede feststellen. Die Kinder hier sind auf jeden Fall verwöhnter und zum größten Teil auch respektloser als die Kinder, die ich in Deutschland betreut habe und kenne (oder auch wie ich damals war, bzw meine Freunde)! Die amerikanischen Kinder haben Unmengen an Spielzeug! Es ist verrückt und manche Kinderzimmer/die extra Spielzimmer ähneln manchmal einem ToysRUs Laden! Dementsprechend sorgfältig wird dann teilweise auch mit den Spielzeugen umgegangen, denn wenn die kaputt sind, wird es einfach nochmal gekauft!
Ich hab es schon so oft gesehen und erlebt, dass Kinder über Nacht die Idee hatten “Hey! Ich möchte ab morgen Hockey und Tennis spielen!”. Und schwups kaufen die Eltern die komplette, sehr teure, nötige Ausrüstung, obwohl nicht mal ein Probetraining absolviert wurde, um zu gucken, ob dem Kind der Sport überhaupt gefällt oder nicht.
Geburtstagspartys für ne 4 Jährige sehen wie folgt aus: Es werden Leute für einen

kompletten Nachmittag gebucht, die alle Freundinnen schminken, praktisch ausgebildete Make up Designer sind, den Mädchen die Nägel lackieren, die Haare machen und was weiß ich nicht noch tun - ich übertreibe nicht! Ich kenne die Familie, die ihrer Vierjährigen so einen Geburtstag ermöglicht haben. Und für eine Geburtstagsparty für ein vierjähriges Mädchen wurde dann schnell mal die Summe an Geld ausgegeben, die wir für eine Woche Urlaub am Meer brauchten.
Zu meinem vierten Geburtstag haben wir Topfschlagen gemacht, NegakussWettessen und Reise nach Jerusalem und meine Eltern haben den Geburtstag betreut und nicht irgendwelche gebuchten Leute.
Den Ton, die die Kinder hier teilweise an den Tag legen...unmöglich! Ich habe schon so viele Geschichten von anderen AuPairs gehört (oder war selber betroffen), die von ihren Gastkindern geschlagen oder getreten wurden, Anschreien steht fast täglich auf dem Programm, ein respektloser Unterton sowieso und der Beruf des AuPairs wird bei den Kindern meist als “der persönliche Buttler" aufgefasst! Wenn ich mich damals so gegenüber meinen Eltern oder irgendwem anders verhalten hätte, dann wäre meine Strafe nicht bei 5 Minuten auf der stillen Treppe oder kein Nachtisch zum Abendbrot geblieben! Die Kinder haben hier teilweise einfach kein Stück Respekt und da die Eltern dann teilweise auch aufgegeben haben, da noch richtig zu erziehen und zu disziplinieren, redet man als AuPair hier einfach gegen ne Wand und muss einfach vieles kommentarlos hinnehmen..

(Falls ihr noch nicht Jimmy Kimmels Video bezüglich der Halloween Süßigkeiten kennt, dann solltet ihr euch das angucken, spiegelt vllt. ein bisschen das hier beschriebene wieder).

Zur High School.. Leider habe ich, da ich nie zur High School gegangen bin und meine

 
Kinder bei weitem nicht im High School Alter sind, absolut keinerlei Erfahrungen damit und muss bei den Antworten hier einfach mal auf meine Gastmama vertrauen, die war ja schließlich selber in der HS und unterrichtet dort nun auch englische Literatur - die wird die Antworten schon kennen.


Hat man eine Klausur in Fächern wie beispielsweise Bio dann kommt es wohl sehr oft vor, dass die Klausur aus Multiple Choice Fragen besteht, allerdings Mathe und Englisch Klausuren ähnlich aussehen wie unsere und man viel schreiben muss und keine Multiple Choice Fragen hat.
Cheerleader+Footballer=<3 ist das erste Vorurteil an was ich denke, wenn ich das Wort High School höre! Der Quarterback bekommt den besten
und beliebtesten Cheerleader und bei den Himecoming Bällen werden die auch noch Prom Queen und King! Und so soll es an manchen High Schools auch wohl sein. Gerade an HS weiter im Süden, beispielsweise in Texas. Dort soll dieses Vorurteil wohl einfach wirklich stimmen, während es hier an der Ostküste wohl nicht so extrem ist.
Zu den Housepartys der Schüler kann ich auch nix wirklich sagen, aber bei den Studenten, die ja meistens auch jünger als 21 sind, sollen die Housepartys wohl echt verdammt cool sein und genau wie in den Filmen! Party all night long, große Bierfässer, Red Cups, Beer Pong und Polizei Kontrollen..so sei es zumindest nach so manchen Erzählungen! Mir wurden diese legendären Housepartys aber trotzdem sehr ans Herz gelegt!

Der American Dream ... Ich glaube schon; dass viele Leute echt versuchen ihren eigenen American Dream zu erfüllen. Manche Leute arbeiten echt super viel, haben mehrere Jobs gleichzeitig und versuchen sich hier echt ein geiles Leben aufzubauen - aber das machen viele Deutsche auch. Amerika ist in manchen Sachen einfach unverschämt teuer und deswegen bleibt manchmal einfach keine andere Wahl als viel zu arbeiten und mehrere Jobs gleichzeitig zu haben. Und manche Stars werden hier echt angehimmelt. Bei den Männern sind es meistens Football Spieler und bei den Frauen zum Beispiel die Kardashians (❤️) oder andere individuelle Vorbilder. Aber so krass wie der American Dream immer im Unterricht in der Schule angepriesen wurde empfinde ich ihn hier nicht.
Das eigene Haus! Jaman! Jeder hat ein eigenes Haus. Die Stadt, in der ich hier in den
Staaten wohne, hat ungefähr genau so viele Einwohner wie unsere Heimatstadt in Deutschland. Trotzdem ist die Fläche meiner Stadt hier einfach viel viel größer, da einfach jeder sein eigenes Haus hingepflanzt hat (am besten noch mit großem Garten) und es hier in den Vorstädten einfach keine Hochhäuser an jeder dritten Ecke gibt, in denen 10 Familien zusammen wohnen, wie bei uns zu Hause in Deutschland.
Der ganz große Trend hier sind TV Shows, in denen gezeigt wird, wie man sein Haus renovieren kann; Zeitschriften in denen Räume abgebildet sind - mit vorher und nachher Bildern, damit die Leute inspiriert und motiviert sind ihre Bude umzugestalten! Ich selber stand schon in 2 Küchen, die für verschiedene Zeitschriften abgelichtet wurden, weil einfach alle ihre Häuser umgestalten wollen. Hier kann man übrigens auch im Internet nachgucken, wie viel ein bestimmtes Haus wert ist - man muss einfach nur die Adresse eingeben und kann dann genau sehen was für einen Wert dieses Haus hat, wie viele Zimmer, wem dieses Haus gehört, mit Bildern, was umgebaut wurde und und und..die Leute hier sind verrückt.
Und dann kommt das Auto! Und jeder hat hier ein Auto - mindestens eins! Und die Autos hier sind meistens groß! Einfach die typischen Ami Schlitten aus den Filmen! Aber um die Amis auch ein bisschen in Schutz zu nehmen..ohne Autos geht hier fast nix..Wie bereits vermutet sind die Bürgersteige teilweise echt nicht mega gut ausgebaut, an manchen Straßen fehlen sie komplett und so wie manche Amis hier fahren, will ich auch nicht unbedingt mein Rad rausholen und damit rumfahren. Zumal dann auch manchmal ne Straßenbeleuchtung fehlt und man einfach nix sieht. Aber ja, jeder fährt hier n Auto und am liebsten größere Geländewagen. Benzin ist aber auch günstig, weswegen sie nichtmal drüber nachdenken würden ein anderes Transportmittel zu benutzen oder einfach zu laufen.
 
Knarren gehören natürlich auch zu den Besitztümern. Mein Bundesstaat ist beispielsweise ein Staat, in dem es Menschen erlaubt ist mit na Knarre auf der Straße rumzulaufen, solange sie denn einen legalen Waffenschein dafür  besitzen und eine Prüfung dafür abgelegt haben.
Aber die Liebe zu Waffen beginnt hier einfach schon im frühen Kindesalter! Die Lieblingsspiele der (Gast-) Kinder sind Ballerspiele, die Spielzeuge spielen Krieg, verletzen und töten sich und aus allem möglichen Zeug werden Waffen gebastelt. Ich weigere mich meistens die Spiele mitzuspielen, denn so was möchte ich echt nicht unterstützen.

Fastfood gibt es hier überall und an jeder Ecke - Burger, Fries, Taccos, Pizza, Softdrinks...alles! Wenn man durch meine kleine Vorstadt fährt und sich an jeder Fressbude ne Kleinigkeit oder ein Gericht mitnehmen würde, hätte man genug, um ne 10 köpfige Familie füttern zu können - so viele Fressbuden gibt es einfach hier! Und im Supermarkt sind die Sachen dann auch in XXL erhältlich! Chipspackungen gibt es in der “Party Size”, mit Inhalt für 5 Personen oder so! Man muss nichtmal zu einem Extra Geschäft dafür fahren, sondern kriegt alles in einem super normalen Supermarkt um die Ecke. Wenn wir in Deutschland XXL Packungen haben wollen würden, müssten wir zur Metro oder anderen “Spezial Geschäften” fahren, um die Sachen zu erhalten.




Sale, das Wort, welches nicht nur mein, sondern auch so manch andere Herzen höher schlagen lässt! Und Sales gibt es hier wirklich andauernd und beutet so manches AuPair einfach aus! Es gibt sie einfach überall. Trotzdem muss ich sagen, dass ich immer dachte, dass Shoppen in Amerika günstiger ist. Klar kriegt man hier manche Sachen günstiger, für welche man in Deutschland super viel Geld für ausgeben würde, aber so mega billig sind sie irgendwie trotzdem nicht. Es macht super Spaß hier zu shoppen, weil man überall das Wort Sale sieht, aber manchmal tun sich die Preise in Deutschland und hier nicht viel.



Letzte Worte:

So, ich finde wir sind mit den Amerikanern ziemlich hart ins Gericht gegangen. Aber ich spreche jetzt einfach mal für Lisa, wenn ich sage, dass sie mehr als glücklich ist, dieses Jahr die Möglichkeit zu haben, in Amerika zu leben. Denn natürlich gibt es unglaublich viele schöne Dinge in diesem Land der unbegrenzten Möglichkeiten - eine wundervolle Vielfalt bezüglich der Landschaft, ein Zusammenleben von verschiedensten Kulturen, große Städte und so weiter und sofort.
Amerika steht auch auf meiner persönlichen Travellist - am liebsten einmal ein Roadtrip quer durchs Land!
Am Ende noch einmal ein ganz großes DANKE an Lisa - ich weiß es sehr zu schätzen, dass du dir die Zeit genommen hast, das alles aufzuschreiben ❤️.

Hope you liked it!

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