Kati, ich komme!
So, jetzt ist mein Jahr auch vorbei. Mein Jahr England. Ein ziemlich intensives Jahr, ich glaube das Wort beschreibt es ganz gut.
Dieses habe ich allerdings nicht in London, sondern in einem Camphill in Ringwood (in der Nähe von Bournemouth - im Süden Englands jedenfalls) verbracht. Ein Camphill ist ein Ort, an dem lernbehinderte Menschen leben, um die sich dort gekümmert wird, was also die letzten 367 Tage mein Job war. Darauf will ich hier aber ehrlich gesagt gar nicht weiter eingehen - diese Art von Arbeit ist etwas, das mich nicht mein ganzes Leben lang erfüllen würde. Ich hatte durchaus auch Spaß daran, aber sagen wir so... 12 Monate reichen erst einmal - wobei ich hier trotz alledem betonen muss, wie sehr mir die Menschen dort ans Herz gewachsen sind. Dennoch...meine Lebensplanung beinhaltet andere Dinge, und das ist auch okay. Schließlich ist nicht jeder für diesen Job gemacht (der übrigens einiges mehr an Anerkennung verdient!)
Zurück zu meinem letzten Jahr...
Es gab Hochs und Tiefs, wie es sie überall gibt, aber es war dennoch anders - immerhin war es "weit" ab meines gewohnten Lebens in Deutschland.
Ich war das erste mal so richtig auf mich alleine gestellt und das auch noch in einem Land, in dem ich vorher nicht einmal im Urlaub war. Was soll ich sagen... Ich habe es genossen.
Diese Selbstständigkeit, die von heute auf morgen mehr oder weniger kommen "musste", das anfängliche Kennenlernen hunderter (vielleicht eine Hyperbel. Vielleicht aber auch nicht.) neuer Menschen, das Führen eines vollkommen anderen, neuen Lebens - das war genau das, was ich nach 12 Jahren Schule brauchte! (Und dann auch noch London und somit Kati nur 2 Stunden entfernt, hätte es etwas besseres geben können?)
Die ersten Monate verbrachte ich also in einem absoluten Hochgefühl. Zunächst.
Ich kann im Nachhinein keine genauen Gründe nennen und ich will hier auch gar nicht ins Rumjammern verfallen, aber eben dieses Hoch hielt nicht das ganze Jahr. Ohne genauer darauf einzugehen sage ich einfach, dass es durchaus den ein oder anderen Moment gab, in dem ich mir gewünscht habe, die Zeit vorspulen zu können, um es dann "hinter mich gebracht zu haben". Und jetzt...jetzt sitze ich hier, habe mein englisches Zuhause (und das war es wirklich! Ich habe jetzt tatsächlich 2 "Zuhauses"(?)) gerade verlassen und wünsche mir wieder, ich könnte Zeit manipulieren. Allerdings diesmal in die andere Richtung.
Vor allem die letzten paar Wochen machten es mir umso schwerer diesen Ort verlassen zu müssen - ich habe Menschen kennengelernt, die ich nie mehr missen möchte und Erfahrungen gesammelt, die mich in meinem Denken mittlerweile sehr beeinflussen, mich praktisch zu dem gemacht haben, was ich jetzt bin (Jaaaa, dieser Standardspruch musste tatsächlich sein jetzt, sorry.). Ich bin dankbar für sowohl jedes Hoch, als auch jedes Tief.
Ich bin ziemlich gut im nostalgisch-werden :D ich kann versprechen, dass ich einiges vermissen werde. Nicht nur die Tatsache, dass London vor meiner Nase liegt, oder ich nach 20 Minuten Busfahrt am Strand liegen kann.
Ich muss Danke sagen. Und zwar an das letzte Jahr. Es war vielleicht nicht paradiesisch perfekt (auch wenn mir meine rosarote Nostalgiebrille das gerne als solches vermitteln würde), aber es hat mir eine Menge gebracht.
Auf in ein neues Leben in Deutschland!
Thank you, England - I'll see you soon.
Jara.
Kati, here I come!
Alright... So, my year is over as well. My year in England. It's been an intense year, that's the right word I guess.
Unlike Kati, I didn't spend it in London though. I've lived and worked in a Camphill in Ringwood which is near Bournemouth (that should ring a bell, but just in case it doesn't: I lived in the South of England.). A camphill is a place that provides cared living for people with special needs, such as learning disabilities. Well, that's pretty much what I did the last 367 days: cared for some of these lovely people! But my work is not the main topic I want to write about here. It might be worth mentioning that this kind of work is nothing I will carry on with later in life - I loved doing it for one year, but...nah, not longer. Which is absolutely fine! I mean...not everyone is made for such a job (which is waaay to underrated by the way!)
But talking about my thoughts of the past year...
There have been highs as well as lows just as they can happen everywhere, but... It's still been different - after all I've lived a life "far" from the one I was used to in Germany.
It was the first time I had to care for myself and that in a country I've never been to before, not even for holidays. And what can I say... I enjoyed it to the fullest.
The independence I had to develop, if I wanted to or not (and let me tell you...I did want to.), the "getting to know new people every day" in the first few weeks, just living a life that completely differed from the one I 'left' in Germany... That was exactly what I needed after 12 years of school in a town which name everybody I got to know here was laughing about (can't blame you though.). Plus(!): it took me only 2 hours to go to London and with London I mean Kati. Could it have been any better?
I spent the first few months in absolute ecstasy, it's been one big "high". First. Nor can I tell any reasons for it, neither I want to cry my heart out by saying that there have been moments in which I wanted to fast forward time to "get this all behind me and be done with it". And now...now I'm sitting here, being "done with it" (I just left the place that's been a home for me the past 12 months), wishing I'd be able to manipulate time again. But now... Not for fasting forward but to rewind.
Especially the last few weeks have made it difficult for me having to leave. I got to know people I never want to miss again and I experienced things that influence my todays thinking, that made me the person I am today (I feel the urge to apologise for this aggressively boring standard statement. But I cannot help it...it's true.)
I am so grateful. For every high as well as every low.
I'm pretty good at getting nostalgic :D I can promise I will miss an awful lot. Not just the face that London is right in front of my door as well as the sea is.
I got and want to say thank you. Thank you to the past year and everyone that's been part of it.
It hasn't been celestial perfect, that's not what I'm trying to say (even though my red tinted nostalgia-glasses are trying to convince me of that....), just that it was important to me.
And now...off we go, right into a new life in Germany!
I'll miss you, England - see you very soon.
All the best
Jara.
fernwehwelt
“I haven’t been everywhere, but it’s on my list.” – Susan Sontag
4. August 2016
11. Juli 2016
It's time to say good bye - Kati
Dear London,
es gibt so viel, dass ich gerne loswerden würde - du hast ja keine Ahnung wie es in meinem Kopf aussieht. Die letzten 10 Monate sind einfach an mir vorbeigeflogen - da passt man einmal nicht auf und schon ist das Ende nicht nur in Sicht, sondern greifbar nah.
Was mache ich denn jetzt?! Ruhe bewahren ist da einfacher als gesagt... So langsam sickert es durch, dass man das Leben, welches man sich in den letzten Monaten aufbaute, einfach so zerbricht.
Also mein liebes London, bevor ich dir (vorerst) den Rücken zukehre und mich in mein neues Leben in good old Germany stürze, möchte ich dir noch was erzählen. Erzählen von den Gedanken, die gerade in meinem Kopf herumschwirren und in einigen Tagen oder Wochen durch neue ersetzt werden. Momente und Bilder, die ich so deutlich und klar vor mir sehe, dass es mir vorkommt, als wäre es erst gestern passiert.
Und deshalb gibt es heute diesen Abschiedsbrief.
Der Moment an dem ich erst wirklich verstand, dass dies alles hier so bald vorbei sein wird, war der 19.06.2016 aus drei Gründen ein seltsamer Tag:
1. Ich habe meine erste Tasche gepackt und meinen Flug nach Hause gebucht.
2. Es war auf den Tag genau ein Jahr nach meinem Abi Ball.
3. Mo würde uns in 3 Tagen verlassen und mit ihrer Gastfamilie nach Cornwall fahren.
Fuck.
Ich bitte um Verzeihung, aber das fasst meine Gedanken einfach am besten zusammen.
Nun schreibe ich diesen Brief doch tatsächlich in der Nacht vor meiner Rückkehr zu Ende, wer hätte das gedacht... Und soll ich dir was sagen? Fuck beschreibt die Situation nicht mal ansatzweise. Ich verstehe nicht, dass es morgen schon nach Hause geht und ich dich verlassen muss. Du warst vielleicht einfach zu schön um wahr zu sein...
"Alles Schöne hat ein Ende",wie meine Gastmama vor ein paar Minuten zu mir gesagt hat (konnte mir "Nur die Wurst hat zwei" schwerlich verkneifen) und so geht auch dieses Abenteuer vorbei. Ich wollte nur mal Danke sagen. Danke dafür, dass ich mich sofort willkommen und zu Hause gefühlt habe, dass es an jeder Ecke was Neues zu entdecken gibt, dass deine Menschen so freundlich sind und dass ich mich bei dir nie so fühlte, als müsste ich jemand anderes sein oder mich verstellen.
Du schaffst es immer und immer wieder mich zu verzaubern und zu überraschen - einerseits laut und hektisch, andererseits ruhig und entspannt. So voller Geschichte aber bevölkert von einer jungen und außergewöhnlichen Masse. Aber nein, ich sehe dich nicht nur durch eine rosarote Brille, deine Fehler und Macken sind mir nicht untergangen. Ich weiß nicht wie oft ich schon zu anderen sagte, dass
"Von außen hui, von innen pfui"dich manchmal auf den Punkt beschreibt. Oberflächlich gesehen ist alles wunderschön, aber schaut man einmal hinter die Fassade, sieht man, dass diese bröckelt. Die Häuser sind vielleicht von außen faszinierend, von innen jedoch .. sagen wir mal eher weniger. Der Verkehr ist schrecklich, die Luft stickig und die Bürgersteige unfassbar nervig WEIL ICH MICH UNGEFÄHR JEDE WOCHE FAST GEMAULT HABE. Nichts desto trotz liebe ich dich, keine Angst.
Aber soll ich dir sagen, was dich wirklich besonders macht, dich von Anderen unterscheidet und mich so sehr an dich gefesselt hat? Diejenigen, die sich mit mir zusammen in dich verliebt haben. Als diese Personen dich dann verlassen haben, habe ich gemerkt, wie einsam man sich in einer Stadt mit 5,8 Millionen Einwohnern fühlen kann. Es bedarf nur drei Personen weniger und schon sehe ich dich mit anderen Augen. Um wen es sich hier handelt, dürfte dir denke ich klar sein - immerhin haben wir fast jeden Tag miteinander verbracht! Aber ich glaube du kennst sie nicht so, wie ich es tue und deshalb möchte ich sie dir ein wenig genauer vorstellen:
Mo and I met each other at the beginning of our year. It wasn't love at first sight but it defintely was at the end! We share almost all of our best moments in London together and I wouldn't want to change a thing.
If someone would ask me to describe Mo, it would take me ages to find the right words! You know those super cute people that you see and everything they do is just adorable? Well it started out like this but let me tell you, this girl is so much more! She's so freakin' honest (but in a good way), knows what she wants and will do her best to achieve her goals. At the same time she is super caring and a really good friend, who is always there for you - no matter what.
I guess I just realised she's like superwoman... Jep, that description fits pretty well! I am so glad that I met her (not just because she makes me feel like I'm funny :D ) and I'm sure our paths will cross again!
Gabo, aka Gabi, aka Carlos, aka Gabolito and I met on the excact same day as Mo and I - coincidence? I don't think so! I've never seen anyone who is so keen on seeing and doing that many things in such a short period of time! So it isn't surprising, that sooner or later I found out, that he's more german than me.. (Almost) always on time, organised, strict - Gabo is a machine! With boobies. No seriously, he goes to the gym like 24/7. Eeeeew right? But I love him anyways because (luckily) we share other hobbies and interests :D You know what I really appreciate about him? He asks SO many questions and I feel like I had some of the best talks with him. Also, he knows how to have a good time with some salsa, tequila,
Und dann gibts da ja noch so eine. Die, dessen Namen nicht genannt werden darf (weil ich Angst habe allen anderen auf die Nerven zu gehen). KLARA KLARA KLARA KLARA KLARA. So, jetzt hab ichs trotzdem gesagt. So ein tolles Mädchen Mensch! Ich glaube jetzt kommt das kitschiste, was hier jemals auf dem Blog stehen wird, aber mein Auslandsjahr in England hat sich ganz allein wegen ihr und vor allem unserer Freundschaft schon gelohnt. Ich glaube so ziemlich jeder Tag mit ihr war abwechslungsreich und perfekt. Nicht umsonst werden wir the most lesbian straight friends genannt - uns gibt's halt nur im Doppelpack. Ich weiß gar nicht wie ich sie beschreiben soll, denn ich könnte einen ganzen Roman über sie/uns scheiben - deshalb belass ich es bei meiner Liebeserklärung und wünsche wirklich jedem von Herzen, dass er seine oder ihre Klara findet.
Selbstverständlich habe ich noch mehr gute Freunde in London gefunden und auch sie haben mein Jahr sehr geprägt - Ana, Mauri, Lisa, Valentina, Eva, Vicky, Malene, Saskia und und und - the list goes on, aber ich habe und werde niemanden vergessen!
Und natürlich auch ein ganz großes Dankeschön an die Leute, die mich dieses Jahr in meinem zweiten zu Hause besucht habe und sich mein Leben hier angeschaut haben - das hat mir sehr viel bedeutet!
Ein letztes Mal möchte ich noch Danke sagen. Und zwar dafür, dass ich meine kleinen Geschwister hier gefunden habe und die Möglichkeit hatte, ein Jahr in einem anderen Land zu leben und zu arbeiten.
Yours sincerely,
Kati
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